Book Talks Folge 1: Dramen, KI-Debatten und ein polarisierender Literaturkritiker
von Campusradio Karlsruhe · Veröffentlicht · Aktualisiert
Book Talks Folge 1: Dramen, KI-Debatten und ein polarisierender Literaturkritiker
In der ersten Folge ihres neuen Podcasts „Book Talks“ nehmen Mara und Lara ihre Hörer:innen mit in die turbulente Welt der Bücher. Vom Chaos schlecht geplanter Buch-Events über die hitzig geführte Debatte um Künstliche Intelligenz in der Literatur bis hin zu einer scharfen Abrechnung eines prominenten Kritikers mit populären Genres – diese Folge steckt voller Themen, die derzeit die Buch-Community bewegen.
Event-Desaster: Von „World of Treasure Day“ bis „Million Lives Festival“
Der World of Treasure Day, organisiert von Jess Hengel – eine bekannte Bookstagram- und BookTok-Persönlichkeit –, sollte ein Highlight der deutschsprachigen Romance-Community werden. Stattdessen wurde die Veranstaltung von Anfang an von Kritik begleitet: Ehrenamtliche Helfer:innen ohne klare rechtliche Absicherung, ein fragwürdiges Organisationskonzept und eine teilweise enttäuschende Umsetzung sorgten für Unmut.
Noch dramatischer fiel das Urteil der beiden Podcasterinnen über das Million Lives Festival in Baltimore aus. Die Versprechen klangen verlockend – Signierstunden, Panels, ein glamouröser Fantasy-Ball –, doch die Realität bot kaum Dekoration, chaotische Standplanung, wenig Publikum und sogar einen Bluetooth-Lautsprecher statt eines DJs. Aussteller:innen blieben auf Kosten für Anreise, Standgebühren und Unterkunft sitzen, während Besucher:innen teilweise Hunderte Dollar für ein Wochenende zahlten, das kaum Programm bot.
Streitpunkt KI: Der Young Storyteller Award in der Kritik
Kaum ein Thema spaltet die Buchwelt derzeit so sehr wie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Schreibprozess. Besonders umstritten ist aktuell der Young Storyteller Award von Thalia und story.one. Die Veranstalter erlauben in ihren Teilnahmebedingungen ausdrücklich die Nutzung von KI – sofern diese gekennzeichnet wird.
Für viele Autor:innen ist das ein Affront, denn so könnten lang erarbeitete, rein menschliche Texte in direkter Konkurrenz zu KI-generierten Manuskripten stehen. Verschärft wird die Diskussion durch Vertragsklauseln mancher Verlage, die erlauben, eingereichte Texte für KI-Training oder maschinelle Übersetzungen zu verwenden – oft ohne transparente Information der Schreibenden. Das Netzwerk Autorenrechte fordert deshalb eine Überarbeitung der AGB.
Wenn KI sichtbar wird: Cover-Designs und Prompt-Pannen
Dass KI längst Einzug in den Verlagsalltag gehalten hat, zeigt sich auch beim Cover-Design. So musste ein Verlag kürzlich ein bereits fertiggestelltes Cover von einer externen Agentur nachzeichnen lassen, weil sich herausstellte, dass Teile davon aus einer KI-Bilddatenbank stammten – obwohl der Verlag eigentlich gegen KI-Designs positioniert ist.
Kurioser, aber auch beunruhigender, sind Fälle, in denen KI-Prompts versehentlich im Buchtext selbst stehen blieben. Beispiele wie „Color Academy Year Two“ oder „Dark Obsession“ zeigen, wie unkontrolliert KI-Inhalte auf den Markt gelangen können – und wie leicht dadurch urheberrechtliche oder qualitative Probleme entstehen.
Dennis Scheck und die Abwertung populärer Genres
Zum Schluss widmen sich Mara und Lara einem der wohl bekanntesten Gesichter der deutschen Literaturszene: Dennis Scheck. Anlässlich der Verleihung des Friedrich-Gerstäcker-Preises ließ der Literaturkritiker erneut kein gutes Haar an Teilen der Fantasy- und Romance-Szene. Besonders das Genre „Romantasy“ bezeichnete er provokativ als „Drachenscheiße“ und sprach ihm jeglichen literarischen Wert ab.
Für die beiden Podcasterinnen sind solche Aussagen nicht nur elitär, sondern auch realitätsfern. Schließlich gehören Romance und Romantasy zu den meistgelesenen Genres auf Plattformen wie BookTok und Bookstagram und bringen viele – gerade jüngere – Menschen zum Lesen. Dass Scheck gleichzeitig in Jurys sitzt, die genau solche Werke auszeichnen, wirft für Mara und Lara die Frage auf, ob er noch den Puls der aktuellen Leserschaft trifft.
Fazit: Die Buchwelt im Wandel
Ob chaotische Veranstaltungen, der umstrittene Einsatz von KI oder die anhaltende Diskussion über den Wert populärer Genres – diese Podcastfolge macht deutlich, wie sehr sich die Buchwelt im Jahr 2025 im Umbruch befindet. Klar ist: Die Community wird auch in Zukunft aufmerksam beobachten, wie sich Veranstalter:innen, Verlage und Kritiker:innen positionieren.
Wer tiefer in die Diskussion einsteigen möchte, kann die komplette erste Folge von Book Talks auf campusradio-karlsruhe.de anhören.