KI im Hochwasserschutz: Wie das Projekt KI-HopE die Vorhersage revolutionieren will

Starkregen, Sturzfluten, Hochwasserkatastrophen – die Ahrtal-Katastrophe 2021 und jüngst die Fluten am Guetaloop River in Texas haben gezeigt, wie lebensgefährlich Extremwetter sein kann. Doch eine präzise und frühzeitige Vorhersage bleibt schwierig. Ein vom Bundesforschungsministerium gefördertes Projekt am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) will das ändern: KI-HopE.

Warum klassische Modelle an ihre Grenzen stoßen

Traditionelle hydrologische Modelle basieren auf physikalischen Annahmen und lokalen Messungen. Doch gerade kleinräumige Gewitter mit extremem Starkregen lassen sich kaum vorhersagen. Dr. Ralf Loritz vom KIT erklärt:

„Wir ersetzen kein menschliches Handeln – die Feuerwehr ruft immer noch ein Mensch. Aber wir können mit KI die Prognosegenauigkeit um 10 bis 20 Prozent verbessern.“

So funktioniert KI-HopE

Das Projekt wertet Daten aus über 2000 Flussgebieten in Deutschland aus – von Topographie über Landnutzung bis hin zu historischen Niederschlags- und Durchflussmessungen. Anders als klassische Modelle lernt die KI aus den Daten selbst, welche Faktoren in welchem Gebiet entscheidend sind.

  • Trainingsdaten: bis zu 70 Jahre alte Messungen, teils stündlich aufgelöst

  • Berücksichtigte Parameter: Niederschlag, Temperatur, Verdunstung, Landnutzung, Flusslauf, Bebauung

  • Ergebnis: ein Vorhersagemodell, das bis zu 48 Stunden im Voraus lokale Hochwasserprognosen liefern kann

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Das Projekt bringt Hydrologie, Meteorologie und Künstliche Intelligenz zusammen. Beteiligt sind:

  • Deutscher Wetterdienst (DWD): liefert Wettervorhersagen

  • KIT-Institute für Meteorologie und Klimatologie sowie Wasser und Umwelt: verarbeiten und modellieren die Daten

  • Helmholtz-Zentren und Partnerhochschulen: stellen Rechenkapazitäten und Expertise

Chancen und Herausforderungen

  • Stärken: hohe Prognosegenauigkeit, effiziente Nutzung großer Datenmengen, Einsatz im Katastrophenwarnsystem

  • ⚠️ Herausforderungen: seltene Extremereignisse sind schwer vorherzusagen, der operationelle Betrieb erfordert stabile Infrastruktur

Am Ende soll eine Softwarelösung für Behörden entstehen, die im Katastrophenfall frühzeitig warnen und so Menschenleben retten kann.


🎙️ Fazit: Mit KI-HopE entsteht am KIT ein Meilenstein in der Hochwasserforschung. Statt physikalische Modelle einzeln für jedes Flussgebiet zu bauen, lernt die KI aus tausenden Regionen gleichzeitig – ein echter Paradigmenwechsel, der in Zeiten des Klimawandels dringend gebraucht wird.

👉 Reinhören lohnt sich: Campus Report – der Forschungspodcast des KIT.

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