Queere Bücher auf dem deutschen Buchmarkt: Zwischen Sichtbarkeit, Rainbow Washing und Selfpublishing

In der zweiten Folge von Book Talks sprechen Mara und Lara über queere Literatur im deutschsprachigen Raum. Warum sind queere Bücher oft nur im Pride Month sichtbar, welche Hürden gibt es für Autor:innen – und welche spannenden Buchtipps lohnen sich wirklich?

Das Sichtbarkeitsproblem von queeren Büchern

Queere Autor:innen kämpfen in Deutschland mit zwei zentralen Problemen:

  1. Geringe Reichweite – Viele queere Bücher erscheinen in Kleinverlagen oder im Selfpublishing. Große Verlage nehmen zwar vereinzelt queere Titel ins Programm, doch diese verschwinden schnell aus dem Rampenlicht.

  2. Hass im Netz – Beleidigungen und Drohungen auf Social Media belasten viele Autor:innen zunehmend.

👉 Ergebnis: Queere Literatur findet außerhalb des Pride Month kaum Aufmerksamkeit.

Rainbow Washing im Literaturbetrieb

Jedes Jahr im Juni zieren Regenbogenflaggen die Social-Media-Profile großer Verlage. Doch oft bleibt es bei Symbolik. Außerhalb des Pride Month verschwinden queere Bücher schnell wieder von den Tischen in Buchhandlungen. Häufig sind es dieselben Titel wie Heartstopper oder Red, White & Royal Blue, während andere queere Geschichten unsichtbar bleiben.

Selfpublishing als Chance

Viele queere Autor:innen setzen auf Selfpublishing oder spezialisierte Kleinverlage, die gezielt Vielfalt fördern. So entstehen Bücher mit mehr Diversität – auch jenseits der gängigen Boyslove- und Romance-Schiene. Dennoch bleibt es für Selfpublisher:innen schwierig, ohne große Reichweite im Markt Fuß zu fassen.

Mehr Repräsentation durch Sensitivity Reader

Damit queere Figuren nicht nur als „Tropes“ auftreten oder klischeehaft wirken, empfehlen Mara und Lara den Einsatz von Sensitivity Readern. Sie helfen, authentische Repräsentation zu schaffen und diskriminierende Stereotype zu vermeiden.

Buchtipps aus der Folge

Wer Lust auf queere Literatur jenseits des Mainstreams hat, bekommt bei Book Talks konkrete Empfehlungen:

  • „Blutbuch“ von Kim de Lorizon – Gewinner des Deutschen Buchpreises, tiefgründige Auseinandersetzung mit Identität und Familie.

  • „Asymmetry Boys“ von Aydan Thomas – Jugendfantasy mit queeren Figuren, nahbar und spannend erzählt.

  • „Großstadtträume“ von Morgenrot – deutsche Ace-/Aro-Repräsentation.

  • „Aces Wild“ von Amanda DeWitt – englischsprachige queere Young-Adult-Geschichte.

  • Romance- und Fantasybücher von Evelyn – vielfältige Own-Voice-Perspektiven, von Märchen-Retellings bis hin zu queeren Piraten- und Artus-Sagen.

Fazit: Mehr Sichtbarkeit das ganze Jahr

Queere Literatur ist vielfältig, spannend und relevant – doch noch immer unterrepräsentiert. Statt sich nur im Pride Month zu zeigen, sollten Verlage queere Geschichten kontinuierlich fördern. Und Leser:innen? Sie können aktiv dazu beitragen, indem sie queere Autor:innen unterstützen, Bücher kaufen, Rezensionen teilen und positive Kommentare hinterlassen.

🎙️ Fazit der Folge: Vielfalt im Bücherregal darf nicht nur im Juni stattfinden. Queere Bücher brauchen mehr Sichtbarkeit, mehr Mut von Verlagen – und mehr Support von uns Leser:innen.

👉 Reinhören lohnt sich: Book Talks – der Literaturpodcast von Campusradio Karlsruhe.

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